Blutzuckermessen

1. Was ist eine Blutzuckermessung?

Bei der Blutzuckermessung wird gemessen, wieviel Glucose im Blut enthalten ist. Glucose (Traubenzucker) ist die Zuckerform, die unser Körper als Energielieferant benötigt, besonders für die Versorgung des Gehirns.
Um den Blutzucker zu messen, nimmt man eine kleine Blutprobe (nur ein Tropfen, meist aus dem Finger). Das Blut wird mit einem Sensor (Teststreifen) eingesaugt, der in ein Blutzuckermessgerät eingesteckt ist. Für jede Messung braucht man einen neuen Teststreifen.
Seit einigen Jahren gibt es auch die Möglichkeit ohne Blut den Blutzucker zu messen. Dazu wird ein Sensor auf die Haut aufgeklebt, der fortlaufend den Blutzuckerwert misst und speichert. Mit einem Lesegerät kann man den Sensor ablesen und erhält so den aktuellen Wert und auch den Verlauf.

1.0 In welcher Einheit wird der Blutzuckerwert angegeben?

In Deutschland geben wir den Blutzuckerwert in der Einheit mg/dl (milligramm pro deziliter) an.
In vielen anderen Ländern ist dagegen die Einheit mmol/l (millimol pro Liter) üblich.
Achten Sie beim Kauf des Messgerätes darauf, dass es den Wert in der gewünschten Einheit anzeigt.

1.1 Welche Blutzuckerwerte sind normal?

Nüchtern: kleiner als 100 mg/dl
2 Stunden nach dem Essen: kleiner als 140 mg/dl

1.2 Wann soll man seinen Blutzucker messen?

  • morgens, nüchtern
  • vor dem Essen, wenn man Insulin für die Mahlzeit spritzen muss
  • nach dem Essen
  • Sport
  • bei Anzeichen von Unterzuckerung

1.3 Wie oft soll man seinen Blutzucker messen?

Wenn Sie kein Diabetiker / keine Diabetikerin sind, reichen regelmäßige Kontrollen im Rahmen der normalen Gesundheitsvorsorge bei ihrem Hausarzt / Ihrer Hausärztin völlig aus.
Wenn Sie Diabetiker / Diabetikerin sind, hängt die Häufigkeit der Messung von der Art ihrer Diabetestherapie ab und davon, wie gut ihre Zuckerwerte zur Zeit eingestellt sind. Ihr behandelnder Arzt / Ihre Ärztin wird für sie individuell ein Behandlungsschema festlegen. Das beinhaltet die persönlichen Zielwerte für den Blutzucker nüchtern und nach der Mahlzeit, die Behandlung mit blutzuckersenkenden Tabletten oder Insulin und auch eine Anweisung, wie oft und wann sie ihren Blutzucker messen sollen.
Typ-2-Diabetiker (m,w,d), deren Medikamente keine Unterzuckerung auslösen (Metformin), brauchen in der Regel nicht so häufig zu messen. Bei guten Werten reicht es für viele dieser Patienten / Patientinnen aus, wenn alle drei bis sechs Monate beim Arzt / bei der Ärztin der Blutzucker und der HbA1c (Blutzucker-Langzeitwert) gemessen werden.
Bei einer Intensivierten Insulintherapie (ICT) spritzen Sie Insulin und berechnen dabei die Insulindosis selbst. In diesem Fall ist es notwendig, häufig den Blutzucker zu messen (immer vor dem Essen und Insulin Spritzen, gegebenenfalls nüchtern und vor dem Schlafengehen, bei Anzeichen von Unterzuckerung, vor Sport und Autofahrten). Dasselbe gilt bei einer Insulinpumpen-Therapie.
Bei einer konventionellen Insulintherapie spritzen Sie auch Insulin, aber Ihr Arzt / Ihre Ärztin legt fest, wieviel Insulin sie zu welcher Tageszeit spritzen. Sie haben also ein festes Schema, wann sie wieviele Einheiten Insulin spritzen sollen. In diesem Fall kann es bei guten Werten ausreichend sein, einmal pro Woche ein „Tagesprofil“ zu messen. Dabei misst man den Blutzucker morgens nüchtern, vor dem Essen, zwei Stunden nach dem Essen bei den drei Hauptmahlzeiten und vor dem Schlafengehen. Die gemessenen Werte notiert man im Blutzuckertagebuch und bringt sie beim Arztbesuch mit.

1.4 Wo kann man seinen Blutzucker messen lassen?

  • Selbstmessung zu Hause und unterwegs
  • in der Arztpraxis
  • in der Apotheke

1.5 Was sagt die Blutzuckermessung aus?

Die Blutzuckermessung ist immer nur eine Momentaufnahme. Nach dem Essen können die Werte ansteigen, durch körperliche Anstrengung sinken. Dadurch ist ein einzelner Messwert nur für den Moment der Messung aussagekräftig.

1.6 Warum sind hohe Blutzuckerwerte gefährlich?

Meist werden erhöhte Blutzuckerwerte vom Betroffenen gar nicht bemerkt. Dabei richten schon leicht erhöhte Werte Schäden im Körper an. Folgeschäden bei langfristig erhöhten Blutzuckerwerten treten an vielen verschiedenen Organen auf:

  • Schäden der Augennetzhaut (diabetische Retinopathie)
  • Nierenschäden (diabetische Nephropathie)
  • Herzinfarkt
  • Schlaganfall
  • „Schaufensterkrankheit“ (Periphere arterielle Verschlusskrankheit)
  • Nervenschäden (Neuropathie)
  • diabetischer Fuß, schlecht heilende Fußgeschwüre

Akut deutlich erhöhte Blutzuckerwerte liegen bei einer Stoffwechselentgleisung vor. Besonders gefährdet dafür sind Typ-1-Diabetiker / -innen und insulinpflichtige Typ-2-Diabetiker / -innen. Es kann zur Ketoazidose kommen, die unbehandelt zum Koma führen kann. Solche Stoffwechselentgleisungen sind medizinische Notfälle und man muss sofort handeln!

1.7 Warum sind zu niedrige Blutzuckerwerte gefährlich?

Was sind zu niedrige Blutzuckerwerte (Unterzuckerung, Hypoglykämie)?

Blutzuckerwerte unter 50 mg/dl und gleichzeitig Symptome von Unterzuckerung.

Woran merke ich zu niedrige Blutzuckerwerte?

Symptome einer Unterzuckerung sind Schwitzen, Zittern, Herzklopfen, Blässe, Unruhe, Heißhunger, Angst oder Sehstörungen. Bei Menschen, die schon lange Diabetes haben, kann die Unterzuckerung fast unbemerkt auftreten, weil die Warnsymptome nicht mehr so deutlich spürbar sind. Das ist dann natürlich besonders gefährlich.

Was kann mir durch eine Unterzuckerung passieren?

Die Hirnleistung ist vermindert, es können Krampfanfälle auftreten, es kann zu Bewusstlosigkeit kommen. Endstadium ist das hypoglykämische Koma. Unbehandelt kann es tödlich enden. Dadurch ist nicht nur man selbst in Gefahr. Zum Beispiel kann eine Unterzuckerung bei einem Autofahrer /bei einer Autofahrerin während der Fahrt auch andere Verkehrsteilnehmer / -Innen gefährden.

Was kann ich gegen Unterzuckerung tun?

Zufuhr von Traubenzucker (10-20g) oder, wenn man keinen Traubenzucker hat, 1 Glas Limonade,Fruchtsaft oder Cola (zuckerhaltig, nicht light oder zero). Das sind schnell wirksame Kohlenhydrate, die den Blutzucker schnell wieder ansteigen lassen. Zusätzlich braucht man auch langsamer wirkenden Kohlenhydrate, zum Beispiel eine Scheibe Brot, damit der Zuckerspiegel nicht sofort wieder sinkt.

Wie kann ich häufigen Unterzuckerungen vorbeugen?

Wenn bei Ihnen häufiger Unterzuckerung auftritt, muss man unbedingt nach den Gründen dafür suchen. Überlegen Sie selbst und sprechen Sie mit Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin. Mögliche Ursachen sind:

  • zu wenig gegessen, eine Mahlzeit ganz ausgelassen
  • zuviel Insulin gespritzt
  • starke körperliche Anstrengung (Sport) ohne Anpassung der Insulindosis oder des Essens
  • Spritz-Ess-Abstand nicht eingehalten
  • zu starke Wirkung von blutzuckersenkenden Medikamenten (bei Glibenclamid und Glimepirid hält die Wirkung sehr lange an)

2. Wann muss man zum Arzt oder zur Ärztin gehen?

Immer, wenn auffällige Blutzuckerwerte vorliegen ist eine genaue Abklärung durch einen Arzt / eine Ärztin nötig.

3.0 Was braucht man zum Blutzuckermessen?

  • Warmes Wasser, Seife zum Händewaschen, Handtuch zum gründlichen Abtrocknen
  • Stechhilfe, eine neue Lanzette
  • Blutzuckermessgerät und dazu passende Teststreifen
  • bei Bedarf ein Tupfer oder ein kleines Pflaster
  • Blutzuckertagebuch zum Eintragen des Messwertes

3.1 Was ist bei der Blutzuckermessung zu beachten?

  1. 1. Waschen Sie vor der Messung ihre Hände mit warmem Wasser und trocknen Sie danach die Hände gründlich ab.
  2. 2. Setzen Sie eine neue Lanzette in ihre Stechhilfe ein. Spannen Sie die Stechhilfe.
  3. 3. Kontrollieren Sie auf dem Behälter, ob die Teststreifen noch haltbar sind.
  4. 4. Nehmen Sie einen Teststreifen aus der Dose und führen ihn in das Blutzuckermessgerät ein. Das Gerät schaltet sich dadurch automatisch ein.
  5. 5. Halten Sie die Stechhilfe seitlich an die Fingerkuppe und lösen den Stich aus.
  6. 6. Wenn nicht genug Blut kommt, bitte nicht am Finger quetschen sondern vorsichtig von der Hand aus den Finger ausstreichen.
  7. 7. Halten Sie den in das Messgerät eingesteckten Teststreifen an den Blutstropfen, sodass das Blut aufgesaugt wird.
  8. 8. Das Gerät misst automatisch und zeigt den Messwert im Display an.
  9. 9. Tragen Sie den Wert in ihr Blutzuckertagebuch ein.

4. Blutzuckermessgeräte aus der Apotheke:

Accu-Check Aviva, Hersteller: Roche Diagnostics, Das Gerät ist griffig, einfach zu bedienen und die Zahlen sind groß und daher gut ablesbar. Auch die Tasten sind groß und einfach zu bedienen.
Accu-Check Mobile, Hersteller: Roche Diagnostics, gut geeignet für alle, die häufig messen müssen. Das Gerät hat eine Testkassette, die 50 Tests ermöglicht. Man braucht also nicht mit einzelnen Teststreifen zu hantieren. Die Stechhilfe Fastclix ist in das Gerät integriert. Sie hat eine Trommel mit 6 Lanzetten (reicht meist für den Tagesbedarf aus). Accu Check Mobile ist praktisch für unterwegs, weil sie keine einzelnen Teststreifen und Lanzetten einsetzen und später entsorgen müssen.
Accu-Check Guide, Hersteller: Roche Diagnostics, Die Handhabung der Teststreifen ist leichter durch eine Teststreifenbox. Eine breite Auftragsfläche erleichtert das Auftragen von Blut. Der Teststreifeneinschub ist beleuchtet, daher kann man leichter im Dunkeln messen.

Contour XT, Hersteller: Bayer Vital, Die einfache Bedienung, ein großes Display mit gut lesbaren Zahlen, schlichtes Design und ein robustes Gehäuse zeichnen dieses Gerät aus.
Contour next, Hersteller: Bayer Vital, Das Gerät bietet mehr moderne Funktionen. Es zeigt im Display Hinweise in ganzen Sätzen an, die Menüführung ist in 14 verschiedenen Sprachen möglich, darunter auch türkisch.
Contour next one, Hersteller: Bayer Vital, modernes schmales Design, Ein Farbsignal am Teststreifeneinschub warnt sie mit Ampelfarben (gelb für zu hohe Werte, grün für normale, rot bei Unterzucker). Das Gerät können sie mit ihrem Smartphone verbinden. Mit einer App können sie dann auf dem Smartphone ihre Werte protokollieren und auswerten.

FreeStyle freedom lite, Hersteller: Abbott, Die Bedienung ist einfach durch nur zwei große Tasten. Die Werte sind dank großer Zahlen gut ablesbar.
FreeStyle Precision Neo, Hersteller: Abbott, Das Gerät unterstützt Diabetiker / Diabetikerinnen bei der Insulintherapie durch Anzeigen des Blutzuckertrends und durch die Möglichkeit, die Insulindosis zu protokollieren. Es kann außer dem Blutzucker auch Ketone messen (mit extra Teststreifen).

GlucoMen areo, Hersteller: Berlin Chemie, Das Gerät zeichnet sich aus durch leichte Handhabung. Das Display ist beleuchtet. Datenauswertung am Smartphone oder Tablet (Übertragung durch NFC-Technologie) ist ebenso möglich, wie eine Auswertung am PC (Übertragung mit USB-Kabel).
GlucoMen areo 2K, Hersteller: Berlin Chemie, Dieses Gerät kann sowohl den Blutzucker als auch die Ketone messen (mit einem extra Teststreifen).

One Touch Select Plus, Hersteller: Lifescan, Das Gerät hat eine 3-farbige Bereichsanzeige (rot für zu hohe Werte, grün für normale, blau für zu niedrige Werte). Die jeweiligen Grenzwerte dafür können individuell eingestellt werden. Man kann seine Messwerte markieren mit „vor der Mahlzeit“ bzw. „nach der Mahlzeit“.
One Touch Verio Flex, Hersteller: Lifescan, Dieses Gerät hat ein kleines, schlankes Design, eine 3-farbige Bereichsanzeige und kann die Messwerte über Bluetooth oder USB-Kabel an ihre entsprechenden Geräte weitergeben.
One Touch Ultra Plus Reflect, Hersteller: Lifescan, Dieses Messgerät unterstützt Sie mit einem Blutzucker-Mentor beim Verständnis Ihrer Blutzuckerwerte und motiviert Sie. Es hat eine dynamische dreifarbige Bereichsanzeige. Über Bluetooth kann es sich mit ihrem kompatiblen Mobilgerät verbinden. Darauf können sie mit einer kostenlos erhältlichen App ihre Werte managen. Auch eine Übertragung der Daten auf einen Computer ist möglich.

5. Blutzuckermessung ohne Blut

FreeStyle libre, Hersteller: Abbott, Dieses Messsystem besteht aus einem kleinen Sensor, der am Oberarm angebracht wird. Er kann dort bis zu 14 Tage bleiben und misst fortlaufend den Blutzucker. Mit einem zugehörigen Lesegerät kann man den Sensor scannen um die gemessenen Werte abzulesen. Das Scannen funktioniert auch durch die Kleidung. Man erhält den aktuellen Blutzuckerwert, den Verlauf der letzten acht Stunden und einen Trendpfeil, der anzeigt, ob der Zuckerwert aktuell steigt oder fällt. So kann man Blutzucker messen, ohne sich jedes mal zu Stechen.

Version 2, Stand 09/2021

Bei Rückfragen können Sie sich gerne an Karin Krümmel wenden.

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