Daumenlutschen

1.0 Daumenlutschen

Daumenlutschen (englisch: „thumbsucking“) nennt man die Angewohnheit, den Daumen in den Mund zu stecken und daran zu saugen. Der Saugreflex ist beim Menschen angeboren. Schon im Mutterleib saugen Feten an ihrem Daumen.

1.1 Nägelkauen

Beim Nägelkauen (englisch: „nailbiting“) werden die Fingernägel mit den Zähnen abgeknabbert. Das geht manchmal so weit, dass das Nagelbett verletzt wird und die Haut der Fingerspitzen mit angeknabbert wird. Das sieht dann nicht nur unschön aus, sondern es kann auch zu Entzündungen oder Infektionen kommen. Das Fachwort für Nägelkauen ist Onychophagie.

2. Wann muss man zum Arzt oder zur Ärztin gehen?

Daumenlutschen:

  • Wenn ein Kind drei Jahre alt ist, und noch häufig am Daumen lutscht.
  • Wenn Fehlstellungen der Zähne zu befürchten sind oder schon vorliegen.
  • Wenn das Daumenlutschen zu Konflikten führt oder durch Scham das Wohlgefühl einschränkt.

Nägelkauen:

  • Bei übermäßigem Nägelkauen
  • Wenn das Nagelbett oder die Fingerspitzen durch das Kauen verletzt oder schon entzündet sind
  • Wenn die Angewohnheit, die Nägel zu kauen, den oder die Betroffene(n) stark belastet. Zum Beispiel, weil man sich schämt oder Sozialkontakte deswegen einschränkt.

3. Wie schlimm ist das denn überhaupt? Muss man wirklich einschreiten?

Daumenlutschen:

Saugen ist ein natürlicher, angeborener Reflex. Der Reflex bewirkt, dass ein Baby beim Berühren der Lippen mit saugenden Mundbewegungen reagiert. Das ist sinnvoll, damit dass Baby durch Stillen oder ersatzweise Füttern mit der Flasche Nahrung aufnehmen kann. Derselbe Reflex verursacht auch das Saugen am Daumen. Es handelt sich also bei Säuglingen um ein ganz normales Verhalten, wenn Sie am Daumen lutschen. Schließlich stecken sogar schon im Mutterleib Kinder den Daumen in den Mund und saugen daran.
Nach dem ersten Lebensjahr ist der Saugreflex nicht mehr vorhanden. Viele Kinder lutschen jedoch weiterhin am Daumen oder Schnuller. Das dient als Trost und zur Beruhigung besonders bei Stress und Aufregung.
Bis zum dritten Geburtstag sehen die meisten Ärzte und Ärztinnen noch keinen Grund zur Besorgnis, wenn ein Kind am Daumen lutscht. Danach sollte aber langsam Schluss damit sein. Sonst kann es zum Beispiel zu Fehlstellungen der Zähne und des Kiefers kommen. Auch Warzen am Lutschdaumen können auftreten.
Beim Abgewöhnen ist viel Geduld notwendig. Beobachten Sie, aus welchem Gefühl heraus das Kind den Daumen lutscht. Wenn es aus Angst oder bei Unruhe passiert, trösten Sie Ihr Kind und beruhigen es. Bei Langeweile lenken Sie Ihr Kind ab und beschäftigen Sie es. Bitte bestrafen Sie Ihr Kind nicht, schimpfen Sie nicht und machen Sie bitte keine abwertenden Bemerkungen über das Daumenlutschen.

Nägelkauen:

Nur in seltenen Fällen ist Nägelkauen ein Symptom, das zu einer ernsthaften seelischen Erkrankung gehört. In den allermeisten Fällen handelt es sich nur um eine lästige Angewohnheit. Man macht es bei Anspannung; Stress oder Langeweile. Oft wandern die Finger ganz unbewusst in Richtung Mund. Da das Knabbern an den Nägeln schädliche Folgen haben kann, sollte man auf jeden Fall etwas unternehmen, um damit aufzuhören. Wenn Sie aus eigener Kraft nicht schaffen, das Nägelkauen sein zu lassen, holen Sie sich am besten Hilfe. Es gibt Methoden der Verhaltenstherapie wie das „Habit Reversal Training“ oder die „Entkopplungsmethode“ mit denen man sich die Angewohnheit abtrainieren kann.

4. Ihr youpharm-Team empfiehlt:

Kinder, Jugendliche und Erwachsene

Ein Nagellack mit unangenehm bitter-scharfem Geschmack kann bei der Abgewöhnung von Nägelkauen oder Daumenlutschen helfen. Dazu pinselt man den Lack mehrmals täglich auf die Fingernägel und die Nagelhaut und lässt ihn gut trocknen. Man kann auch mehrere Schichten nacheinander auftragen. Nach dem Trocknen bleibt ein farbloser und geruchloser Film auf den Nägeln. Wenn nun die Finger in den Mund gesteckt werden, bemerkt man sofort den unangenehmen Geschmack. Das ist die Erinnerung, die man braucht, um das unbewusste Verhalten Daumenlutschen bzw. Nägelkauen rechtzeitig bewusst zu machen Als Reaktion nimmt man die Finger wieder aus dem Mund. Der unangenehme Geschmack stellt also eine Art Gedächtnisstütze dar.
Das Produkt ist für die Anwendung bei Erwachsenen, Jugendlichen und bei Kindern ab 2 Jahren geeignet. Allerdings sollte man den Kindern genau erklären, dass der „fiese“ Geschmack nur eine Hilfe für die Abgewöhnung ist. Auf keinen Fall darf das Kind es so auffassen, als ob man es bestrafen wollte. Diese Erklärung und das entsprechende Verständnis ist natürlich umso schwieriger, je jünger das Kind ist.

Ein anderer geeigneter Nagellack mit bitterem Geschmack ist für Kinder ab 3 Jahren, Jugendliche und Erwachsen zugelassen. Er kann helfen, die Angewohnheiten Nägelkauen oder Daumenlutschen los zu werden. Wer farbigen Nagellack benutzt, pinselt den farblosen, bitteren Lack einfach über dem bunten Lack auf.

Homöopathie

Man kann auch versuchen, mit homöopathischen Mitteln die Abgewöhnung von Daumenlutschen beziehungsweise Nägelkauen zu unterstützen. Dazu können individuell unterschiedliche Mittel eingesetzt werden.
Zur allgemeinen Stärkung der Nägel kann man eine Kur über einen Zeitraum von drei Monaten mit dem Schüsslersalz Nr.11 Silicea machen. Silicea ist das sogenannte „Schönheitssalz“. Es festigt das Bindegewebe und ist wichtig für das Wachstum von Haut, Haaren und Nägeln. Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren nehmen ein- bis dreimal täglich eine Tablette. Kinder zwischen 6 und 12 Jahren 1 bis 2 Tabletten am Tag und Kleinkinder unter 6 Jahren eine Tablette täglich. Man nimmt die homöopathischen Tabletten eine halbe Stunde vor oder nach dem Essen und lässt sie langsam im Mund zergehen. Für kleine Kinder kann man die Tablette in etwas Wasser auflösen. Achtung bei Milchzucker-Unverträglichkeit: homöopathische Tabletten enthalten Lactose.

5. Zusätzliche Maßnahmen

bei Nägelkauen:

  • Nägel regelmäßig schneiden und feilen
  • Ablenken und die Hände beschäftigen, zum Beispiel mit einem Antistressball
  • Zur Stärkung von brüchigen und splissigen Nägeln gibt es einen durchsichtigen wasserlöslichen Nagellack. Er enthält unter anderem Schachtelhalmextrakt, der durch organisches Silicium den Nagel stärkt. Der Lack wird einmal täglich, am besten abends vor dem Schlafengehen, auf die sauberen, trockenen Nägel aufgetragen.

Version 1, Stand 06/2020

Bei Rückfragen können Sie sich gerne an Karin Krümmel wenden.

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