Müdigkeit
1.0 Was ist Müdigkeit?
Müdigkeit (englisch: „fatigue“, „tiredness“) ist ein Zustand, der sich zum Beispiel bei Schlafmangel oder Überanstrengung einstellt. Wenn wir müde sind,lässt unsere Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit nach. Wir können uns nicht mehr gut konzentrieren, die Augen drohen zuzufallen, der Kopf ist schwer. Wir fühlen uns kraftlos und antriebslos und wollen uns nur noch hinlegen und endlich schlafen.
1.1 Warum kommt es zu Müdigkeit?
Regelmäßiger Schlaf ist für Menschen lebenswichtig. Ohne genug Schlaf sind wir nicht leistungsfähig. Durch den Zustand der Müdigkeit macht unser Körper uns auf die Notwendigkeit zu Schlafen aufmerksam. Der Rhythmus von Schlafen und Wachsein folgt einer inneren Uhr. Manche Menschen sind Frühaufsteher („Lerchentyp“) und sind morgens besonders fit, andere sind Spätaufsteher („Eulentyp“) und sind abends oder sogar nachts am muntersten. Die meisten sind irgendwo dazwischen.
Wenn es möglich ist, sollte man den körperlichen Signalen folgen und bei Müdigkeit schlafen gehen. Leider erlauben das unser Tagesablauf und die Berufstätigkeit oft nicht.
Besonders gefährdet für chronische Müdigkeit sind Menschen, die im Schichtdienst arbeiten, weil sie häufig ihrer inneren Uhr nicht folgen können. Auch nach Flugreisen mit Wechsel der Zeitzone können Anpassungsschwierigkeiten mit starker Müdigkeit auftreten („Jetlag“).
1.2 Müdigkeit in der Schwangerschaft
Schon ganz am Anfang der Schwangerschaft fühlen sich viele Frauen müde und erschöpft. Das ist kein Grund zur Sorge, sie sind nicht krank. Ihr Körper signalisiert Ihnen, dass Sie mehr Ruhe brauchen. Grund dafür sind die hormonelle Umstellung und die vielen Aufbauprozesse, die Ihren Körper anstrengen. Legen Sie nach Möglichkeit öfter Ruhepausen ein und machen Sie ein Nickerchen, wenn Sie das Bedürfnis dazu spüren.
Auch im letzten Schwangerschaftsdrittel spüren viele Frauen vermehrt Müdigkeit und Erschöpfung. Jetzt ist das Kind schon groß und schwer. Der große Bauch erschwert das Schlafen. Versuchen Sie, ein Kissen zwischen die Beine zu legen. Das kann die Schlafposition angenehmer machen.
Achten Sie auf eine gesunde Ernährung, Bewegung an der frischen Luft und einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus.
Wenn Ihre Ärztin oder Ihr Arzt einen Eisenmangel festgestellt hat, nehmen Sie bitte die verordneten Eisenpräparate zuverlässig ein. Eisenmangel kann nämlich auch eine Ursache für Müdigkeit in der Schwangerschaft sein.
1.3 Müdigkeit als Folge oder Symptom von Krankheiten
Bei vielen Krankheiten tritt Müdigkeit als Symptom oder Folgeerscheinung der Krankheit oder der Behandlung auf. Hier ist nur eine kleine Auswahl:
- Infektionskrankheiten (Gürtelrose, Grippe, Pfeiffersches Drüsenfieber) können unter anderem zu Müdigkeit und Erschöpfung führen, die noch eine Zeitlang anhalten kann. Der Körper braucht dann eine Erholungsphase.
- Eisenmangel, Vitaminmangel
- Schlaf-Apnoe
- Depressionen
- Diabetes
- zehrende Erkrankungen (Krebs)
- Chronisches Erschöpfungssyndrom
- Nieren- und Lebererkrankungen
- Herzerkrankungen
- Lungenkrankheiten
- Autoimmunerkrankungen
1.4 Müdigkeit als Nebenwirkung von Medikamenten
Viele Medikamente können als Nebenwirkung zu Müdigkeit führen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Sagen Sie auch, welche Arzneimittel Sie selbst gekauft haben oder von anderen Ärzten / Ärztinnen verordnet bekommen haben. Setzen Sie niemals ärztlich verordnete Medikamente ohne Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin ab!
Müdigkeit kann unter anderem durch folgende Medikamente ausgelöst werden:
- Blutdrucksenker
- Schlafmittel (starke Schlafmittel können am nächsten Tag Tagesmüdigkeit verursachen)
- starke Schmerzmittel (Opiate)
- Mittel gegen Allergie oder Übelkeit (Antihistaminika)
1.5 Müdigkeit nach dem Essen
Nach dem Essen, besonders wenn es eine üppige Portion oder eine fettreiche Mahlzeit war, fühlt man sich müde. Der Körper braucht dann viel Energie für die Verdauung.
Weniger Müdigkeit nach der Mittagspause kann man durch kleinere Portionen, leichte Mahlzeiten, nicht zu fettiges und nicht zu süßes Essen erreichen.
2. Wann muss man zum Arzt oder zur Ärztin gehen?
- Häufige Müdigkeit ohne erkennbare Ursache
- Müdigkeit, die länger als 14 Tage anhält
- Müdigkeit im Zusammenhang mit dauerhaften, starken Schlafstörungen
- Müdigkeit, die Sie im Alltag belastet und Ihre Leistungsfähigkeit einschränkt
3. Was kann man gegen Müdigkeit tun?
Denken Sie über Ihren Tagesablauf und Ihre Lebensweise nach. Sind Ursachen für die Müdigkeit erkennbar? Dann setzen Sie dort mit Veränderungen an.
4. Ihr youpharm-Team empfiehlt:
Kinder (2 bis 6 Jahre alt)
Kinder brauchen mehr Schlaf als Erwachsene. Gerade für kleine Kinder ist ein gleichmäßiger Tag- und Nachtrhythmus mit ausreichend langen Schlafzeiten sehr wichtig. Hat ihr Kind Schwierigkeiten mit dem Schlafen oder ist tagsüber auffällig müde, dann wenden Sie sich bitte an Ihren Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin.
Schulkinder (älter als 6 Jahre)
Müdigkeit kann bei Schulkindern viele Ursachen haben, zum Beispiel Überforderung durch Schule und Freizeitaktivitäten. Dann lohnt es sich, Freizeitaktivitäten zu reduzieren und mehr Ruhe- und Mußezeiten einzuplanen. Zuviel Fernsehen oder Medienzeit kann auch müde machen. Da hilft dann mehr Bewegung an der frischen Luft. Achten Sie auch auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Wenn keine dieser Erklärungen zutrifft oder ihr Kind ungewöhnlich stark von Tagesmüdigkeit betroffen ist, lassen Sie das bitte vom Kinderarzt oder von der Kinderärztin abklären.
Achtung: anregende und wachmachende Getränke oder Medikamente sind für Kinder nicht geeignet!
Erwachsene
Coffein ist zur kurzfristigen Anwendung gegen Müdigkeit geeignet. Man kann es in Form von coffeinhaltigen Getränken wie Kaffee, Tee, Cola oder Energydrinks zu sich nehmen. Es gibt aber auch Tabletten, die Coffein als Wirkstoff enthalten. Bei hochdosiertem Coffeinkonsum über längere Zeit (eine Woche kann schon genügen) entwickelt sich eine Toleranz, der Kaffee wirkt dann nicht mehr so aufmunternd wie vorher. Setzt man das Coffein dann wieder ab, kann es zu Entzugssymptomen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Gereiztheit und Konzentrationsstörungen kommen.
Tabletten mit einem Extrakt aus Rosenwurz kann man zur vorübergehenden Linderung von Stress-Symptomen wie Müdigkeit und Schwächegefühl einsetzen. Erwachsene nehmen zweimal täglich eine Tablette als Kur über einen Zeitraum von zwei Wochen.
Auch die aus Asien stammende Heilpflanze Ginseng kann eingesetzt werden zur allgemeinen Stärkung bei Schwächegefühl, Müdigkeit, Konzentrations- und Leistungsschwäche.
Wenn man sich erschöpft und antriebslos fühlt, kann man zur Besserung des Allgemeinbefindens hoch dosiertes Vitamin B12 als Aufbaukur für 30 Tage anwenden.
Homöopathie
Zur Anwendung bei Erschöpfung und Schäche sowie in der Rekonvaleszenz (Erholungsphase nach Erkrankungen) gibt es ein anthroposophisches Mittel als ölige Einreibung (Malvenöl). Es ist für Menschen jeden Alters geeignet. Man reibt den Körper ein- bis zweimal täglich als leichte Massage mit dem Öl ein. Das kann man über einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen machen. Sollte danach keine Besserung eingetreten sein, gehen Sie bitte zum Arzt oder zur Ärztin.
5.0 Zusätzliche Maßnahmen
- Achten Sie auf ausreichend körperliche Bewegung, besonders an der frischen Luft.
- Streben Sie ein normales Körpergewicht an, sowohl Untergewicht als auch Übergewicht sind ungünstig.
- Sorgen Sie für gute Schlafbedingungen („Schlafhygiene“, siehe 5.1)
- Bauen Sie Stress in Ihrem Leben ab.
- Sorgen Sie für Entspannung. Hierbei können zum Beispiel Meditation, Yoga, Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training helfen.
5.1 Was bedeutet „Schlafhygiene“?
Der Begriff Schlafhygiene hat nichts mit sauberer Bettwäsche zu tun, sondern bedeutet günstige Bedingungen für einen gesunden Schlaf zu beachten. Dazu gehören unter anderem folgende Dinge:
- Regelmäßige Zeiten für das Schlafengehen und Aufstehen einhalten. Das sorgt für einen stabilen Schlaf-Wach-Rhythmus.
- Das Schlafzimmer sollte ruhig und abgedunkelt sein. Die Raumtemperatur im Schlafzimmer sollte etwas niedriger als in den übrigen Wohnräumen sein (18-20 Grad).
- Das Bett muss groß genug sein und eine gute Matratze haben.
- Strengen Sie sich vor dem Schlafengehen nicht zu sehr körperlich an und vermeiden Sie Aufregung.
- Vermeiden Sie Alkohol, Nikotin und Coffein vor dem Schlafen.
- Wenn Sie einen Mittagsschlaf halten, sollte der nicht zu lange dauern (max. 15 Minuten). Sonst könnte der Nachtschlaf darunter leiden.
Version 1, Stand 11/2021
Bei Rückfragen können Sie sich gerne an Karin Krümmel wenden.