Prostatabeschwerden
1.0 Was ist die Prostata, wo im Körper liegt die Prostata?
Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie liegt direkt unterhalb der Harnblase und umschliesst die Harnröhre. Man unterscheidet bei der Prostata eine innere und eine äußere Zone.
1.1 Was ist die Aufgabe der Prostata?
Die Prostata ist eine Drüse. Sie bildet eine Flüssigkeit, welche bei der Ejakulation in die Harnröhre abgegeben wird und sich dort mit den Samen mischt. Die Flüssigkeit aus der Prostata ist ein wichtiger Bestandteil der Samenflüssigkeit und verbessert die Beweglichkeit der Samenzellen.
1.2 Was sind gutartige Prostatabeschwerden (BPH, BPS)?
Eine gutartige Prostatavergrößerung ist bei Männern eine sehr häufige Erkrankung. Der Fachbegriff für diese Erkrankung ist Benigne Prostatahyperplasie (BPH). Gutartig bzw. benigne heißt, dass es kein Krebs ist! Die Prostata heißt auf deutsch Vorsteherdrüse. Sie ist ungefähr so groß wie eine Kastanie und liegt direkt unterhalb der Harnblase. Die Harnröhre verläuft durch die Prostata hindurch. Deswegen kann eine Vergrößerung der Prostata die Harnröhre einengen und den Abfluss des Harns aus der Harnblase behindern.
Symptome der BPH sind häufiger Harndrang, verzögerter Beginn der Harnentleerung, unvollständige Leerung der Blase, Nachtröpfeln und ungewollter Harnverlust. Wenn die Blase nicht vollständig geleert werden kann, entstehen in dem Restharn, der in der Blase geblieben ist, leicht bakterielle Infektionen (Blasenentzündung).
Man unterscheidet bei der BPH drei Stadien. Im Stadium I ist der Beginn der Harnentleerung verzögert (man muss erst eine Weile „drücken“, bevor der Harn fließt), der Harnstrahl ist schwächer als gewohnt und man spürt häufigen Harndrang. Im Stadium II muss man noch häufiger zur Toilette und es bleibt Restharn in der Blase. Im Stadium III kann die Blase so schlecht geleert werden, dass die überfüllte Blase „überläuft“, es kommt zu Inkontinenz. Oder der Harn kann nicht mehr abgelassen werden und staut sich bis zu den Nieren zurück.
1.3 Warum wird die Prostata größer?
Bei einem jungen Mann ist die Prostata ungefähr so groß wie eine Kastanie oder Walnuss. Im Alter nimmt die Prostata in der Regel an Größe zu. Der Grund hierfür sind die im Blut zirkulierenden Geschlechtshormone (Testosteron, Dihydrotestosteron). Sie bewirken eine vermehrte Teilung der Prostatazellen und dadurch wird die Prostata größer. Diese Größenzunahme betrifft die innere Zone der Prostata und ist gutartig (BPH).
2. Wann muss man zum Arzt oder zur Ärztin gehen?
- Wenn die typischen Beschwerden wie häufiger Harndrang, verzögerter Beginn der Harnentleerung, unvollständige Leerung der Blase, Nachtröpfeln, Harnverlust zum ersten Mal auftreten.
- Wenn sich die Beschwerden verändern oder verschlimmern.
- Bei bekannter Diagnose sollte man mindestens zweimal im Jahr zur Kontrolluntersuchung den Arzt oder die Ärztin aufsuchen.
2.1 Was ist die Prostatavorsorgeuntersuchung, wofür ist sie gut?
In Deutschland haben Männer ab einem Alter von 45 Jahren einen Anspruch auf eine einmal jährliche Prostatauntersuchung durch Abtasten (Tastuntersuchung). Diese dient der Früherkennung von Prostatakrebs und wird von der Krankenkasse bezahlt. Der Arzt oder die Ärztin (Hausarzt /-ärztin oder Urologe /-in) befragt dabei den Patienten, um sein persönliches Prostatakrebsrisiko abzuschätzen, er/sie tastet die Geschlechtsorgane und die Leistengegend ab und tastet mit dem Finger im Enddarm die Prostata ab. Das geht, weil die Prostatadrüse unmittelbar an den Enddarm angrenzt.
Außerdem gibt es zur Früherkennung von Prostatakrebs den sogenannten PSA-Test. Dieser wird nicht von der Krankenkasse bezahlt, man muss also selbst dafür bezahlen. PSA ist das Prostata-spezifische Antigen, ein Eiweiß, welches von der Prostata gebildet wird und im Blut nachweisbar ist.
Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern. In Deutschland erkranken jährlich etwa 63.000 Männer neu an Prostatakrebs. Es sterben in Deutschland jährlich ungefähr 12.000 Männer an Prostatakrebs. Wenn der Krebs im Frühstadium erkannt wird, sind die Heilungschancen besser. Trotzdem ist die Früherkennung umstritten. Informieren Sie sich bei Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin und entscheiden Sie selber! Ausführliche Informationen zum Thema Prostatakrebsvorsorge finden Sie zum Beispiel bei der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. oder im Leitlinienprogramm Onkologie der Deutschen Krebshilfe.
3. Welche zusätzlichen Maßnahmen können bei BPH nützlich sein?
- Trinken sie genug! Es wäre ungesund, wenig zu trinken aus Angst davor, dass man so oft zur Toilette gehen muss. Eine normale Trinkmenge von etwa zwei Litern täglich sollte beibehalten werden.
- Halten Sie sich warm.
- Sorgen Sie für regelmäßige Bewegung. Vermeiden Sie langes Stehen oder Sitzen.
- Gezieltes Beckenbodentraining stärkt die Muskeln im Beckenboden. Diese Muskulatur kann verhindern, dass Urin ungewollt heraustropft. Die Übungen für das Beckenbodentraining sind für jeden leicht zu erlernen und sollten jeden Tag geübt werden.
4. Welche Medikamente sind zur Anwendung bei BPH zugelassen?
erwachsene Männer
In den Stadien I und II der BPH kann man mit pflanzlichen Mitteln eine Besserung der Symptome erreichen. Die Prostata wird durch diese Mittel allerdings nicht wieder verkleinert. Vor einer Selbstbehandlung bei BPH soll unbedingt eine ärztliche Untersuchung stattfinden, damit der Schweregrad der Krankheit festgestellt wird und andere ernstere Erkrankungen ausgeschlossen werden können. Außerdem sollte im Verlauf der Behandlung mindestens halbjährlich eine Kontrolluntersuchung durch den Arzt oder die Ärztin erfolgen.
Eine bekannte Heilpflanze zur Behandlung von Beschwerden beim Wasserlassen in den Stadien I und II der BPH ist die Sägepalme (Serenoa repens, synonym Sabal serrulata). Es werden lipophile Extrakte der Sägepalmenfrüchte eingesetzt. Die Tagesdosis liegt bei 320 mg Extrakt.
Ebenfalls geeignet sind Präparate aus Brennesselwurzeln. Hier werden Tagesdosen von 300-600 mg Extrakt eingesetzt.
Auch Kürbissamen sind geeignet zur Behandlung von Prostatabeschwerden.
Es sind auch Präparate erhältlich, in denen Kombinationen der genannten Heilpflanzen enthalten sind. Weitere Mittel, die zur Behandlung von Prostatabeschwerden verwendet werden, enthalten Gräserpollen oder Phytosterol (ein pflanzlicher Wirkstoff).
Homöopathie
Zur Behandlung der Beschwerden bei gutartiger Prostatavergrößerung kann ein spezielles anthroposophisches Mittel in Form von Globuli (kleine Streukügelchen) eingesetzt werden. Dieses Mittel wird aus mehreren homöopathischen Wirkstoffen hergestellt. Man nimmt davon 3 mal täglich 10 bis 15 Globuli und lässt sie unter der Zunge zergehen. Die Behandlung sollte möglichst frühzeitig beginnen, sobald die ersten Beschwerden auftreten.
Version 2, Stand 06/2016
Bei Rückfragen können Sie sich gerne an Karin Krümmel wenden.