Tinnitus, Ohrgeräusche

1.0 Tinnitus, was ist das?

Tinnitus aurium nennt man Ohrgeräusche, die von innen kommen und nur von der betroffenen Person selber wahrgenommen werden. Dabei kann keine äußere Schallquelle festgestellt werden.
Es handelt sich bei diesen Geräuschen oft um Pfeif- und Piepstöne, aber es kann sich auch um ein Brummen, Summen, Knacken, Klopfen oder Rauschen handeln.
Nach der Dauer der Erkrankung unterscheidet man einen akuten Tinnitus (dauert weniger als drei Monate an) von einem chronischen Tinnitus (dauert länger als drei Monate an).
Beim akuten Tinnitus kommt es häufig zu einer spontanen Heilung. Aber auch der chronische Tinnitus kann, sogar noch nach jahrelanger Dauer, vollständig wieder verschwinden!

1.1 Wie entsteht Tinnitus? Was sind die Ursachen?

Eine häufige Ursache sind Schäden durch Lärmbelastung (Schalltrauma).
Weiterhin kommen eine ganze Reihe unterschiedlicher Ohrerkrankungen als Tinnitusauslöser in Frage zum Beispiel Mittelohrentzündung, Gehörgangsentzündung, Otosklerose, Fremkörper im Gehörgang, Trommelfellverletzungen und Schwerhörigkeit.
Auch Schäden an der Halswirbelsäule, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes können zu Tinnitus führen.
In vielen Fällen findet man trotz gründlicher Untersuchung keine eindeutige Ursache für den Tinnitus, dann spricht man von einem idiopathischen Tinnitus.
Selten ist der sogenannte objektive Tinnitus, bei dem die Geräusche aus messbaren körperlichen Quellen in der Nähe des Ohres stammen. Zum Beispiel wird dabei der Blutstrom durch verengte Gefäße als pulsierendes Geräusch gehört.

1.2. Wie wirkt sich Stress bei Tinnitus aus?

Stress kann einen bereits vorhandenen Tinnitus verschlimmern und gilt auch als ein auslösender Faktor bei der Entstehung eines Tinnitus. Daher ist es sinnvoll, Stress zu vermeiden und Strategien zur Bewältigung von Stress zu erlernen.

1.3 Kann Tinnitus durch Medikamente verursacht werden?

Leider können eine ganze Reihe von Medikamenten als Nebenwirkung einen Tinnitus verursachen. Das betrifft unter anderem Antibiotika aus der Gruppe der Aminoglykoside, bestimmte Antidepressiva, Malariamedikamente wie Chinin, Salicylate und Diuretika. Das bedeutet natürlich nicht, dass Jeder, der so ein Medikament nimmt, automatisch Tinnitus bekommt. Aber es kann halt passieren. Deswegen sollten Sie, wenn Sie wegen Tinnitus zum Arzt oder zur Ärztin gehen, genau angeben, welche Medikamente Sie regelmäßig einnehmen oder in der letzten Zeit eingenommen haben.

2. Wann muss man wegen Tinnitus zum HNO-Arzt oder zur HNO-Ärztin gehen?

  • Sie sollten immer möglichst schnell zum Facharzt / zur Fachärztin gehen, wenn bei Ihnen ein akuter Tinnitus auftritt, der nicht von selbst innerhalb von 24 Stunden wieder verschwindet.
  • Wenn gleichzeitig mit dem Tinnitus eine plötzliche Verschlechterung des Hörvermögens auf einem Ohr oder sogar ein kompletter einseitiger Hörverlust auftritt (Verdacht auf Hörsturz).
  • Wenn die Belastung durch den Tinnitus ihre Lebensqualität beeinträchtigt.
  • Wenn schubweise Tinnitus auftritt und gleichzeitig Schwindel, Übelkeit oder Hörminderung vorliegen (Verdacht auf Morbus Menière).

3. Kann man lernen, Tinnitus zu überhören oder zu ignorieren?

Ja, das kann man erlernen, auch wenn es natürlich nicht ganz einfach ist. Es ist sogar eine wichtige Behandlungsstrategie, den Tinnitus auszublenden oder zu überdecken.

4. Wie kann man Tinnitus behandeln?

Wichtig ist eine gründliche individuelle Information des Patienten / der Patientin durch den Arzt / die Ärztin zum Thema Tinnitus (sogenanntes Tinnitus-Counseling)
Eine speziell auf Tinnitus bezogene kognitive Verhaltenstherapie kann die Belastung durch den Tinnitus senken und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.
Leider gibt es keine medikamentöse Therapie, die eine wissenschaftlich eindeutig nachgewiesene Wirksamkeit in der Behandlung des chronischen Tinnitus hat.

Kinder

Wenn bei Ihrem Kind anhaltender oder wiederkehrender Tinnitus auftritt, dann gehen Sie bitte mit dem Kind zum Kinderarzt / zur Kinderärztin oder zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt / zur HNO-Ärztin.

Erwachsene

Wer möchte, kann einen Behandlungsversuch mit der Heilpflanze Ginkgo unternehmen. Ginkgo wirkt antioxidativ, verbessert die Fließeigenschaften des Blutes und fördert die Durchblutung des Gehirns. Daraus leitet man einerseits eine Anwendung zur Besserung der Gedächtnisleistung und gegen Demenz ab. Andererseits wird aus den genannten Wirkungen auch eine unterstützende Anwendung bei Schwindel und Ohrgeräuschen abgeleitet. Man braucht etwas Geduld, Erfolge sind frühestens nach 2-4 Wochen regelmäßiger Einnahme zu erwarten. Eine durchgehende Einnahme über einen Zeitraum von 12 Wochen wird vom Hersteller empfohlen.

5.0 Welche zusätzlichen Maßnahmen kann man ergreifen?

  • Vermeiden Sie Stress und erlernen Sie Methoden zur Stressbewältigung und Entspannung. Das können zum Beispiel autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Yoga oder Qui-Gong sein.
  • Schützen Sie sich vor Lärm, zum Beispiel durch einen geeigneten Gehörschutz.
  • Bei Schwerhörigkeit sollten Hörgeräte eingesetzt werden.
  • Versuchen Sie, sich abzulenken. Es ist nicht gut, sich auf den Tinnitus zu konzentrieren und allzu viel darüber nachzudenken oder zu reden.
  • Wenn Sie unter einem chronischen Tinnitus leiden, versuchen Sie zu lernen, mit den Ohrgeräuschen umzugehen. Die Geräusche sollen einen nicht mehr so sehr stören und beeinträchtigen. Es gibt verschiedene Methoden, die dabei helfen können.
  • Für viele Betroffene kann es hilfreich sein, einer Selbsthilfegruppe beizutreten.
  • Leise Hintergrundgeräusche, wie zum Beispiel angenehme Musik, sind besser als völlige Stille. In der Stille tritt nämlich der Tinnitus stärker in den Vordergrund.
  • Achten Sie auf eine gesunde Lebensweise mit körperlicher Bewegung, gesundem Essen und ausreichen Schlaf.

5.1 Was ist ein Tinnitusmasker?

Ein Tinnitusmasker oder auch Tinnitus-Noiser ist ein Gerät, das Geräusche verursacht, mit denen der Tinnitus überdeckt werden soll. Man konzentriert sich dann mehr auf das vom Gerät erzeugte Geräusch, als auf das eigene Tinnitus-Geräusch. Das Gerät ist nur so groß wie ein Hörgerät. Für Patienten /-innen, die gleichzeitig mit Schwerhörigkeit und Tinnitus zu tun haben, gibt es solche Geräte auch mit zusätzlicher Funktion als Hörgerät.

5.2 Gibt es Selbsthilfegruppen für von Tinnitus Betroffene?

Die Deutsche Tinnitus-Liga e.V. ist eine gemeinnützige Selbsthilfeorganisation. Sie vertritt die Interessen von Patienten /-innen, die unter Tinnitus leiden.
Es gibt auch viele ortsansässige Selbsthilfegruppen, vielleicht auch in Ihrer Nähe?
Die Teilnahme bei einer solchen Gruppe dient dem Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen, der gegenseitigen Information und Unterstützung. Man sollte deswegen regelmäßig teilnehmen.

Version 1, Stand 12/2021

Bei Rückfragen können Sie sich gerne an Karin Krümmel wenden.

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